Gedanken zur bürogebundenen Arbeit
Liebes Executive Team,
Wir haben eine langjährige Beziehung zu Apple. Tatsächlich waren viele von uns begeisterte Apple Kund:innen bevor wir nun zum Teil schon seit Jahrzehnten bei Apple arbeiten. Wir sind mit Apple aufgewachsen, haben unserer Familie und unseren Freund:innen von Apple erzählt und davon geträumt eines Tages bei Apple zu arbeiten. Und endlich wurden wir Teil der Apple family und Apple wurde ein Teil von uns. Ebenso wie ihr haben viele von uns erlebt wie Apple kurz vor dem Aus stand. Aber es gibt uns immer noch und heute ist Apple das wertvollste Unternehmen der Welt. Mit eurer Führung und unseren Ideen dienen wir unseren Kund:innen und können sie mit unseren Produkten immer noch überraschen und erfreuen. Aber unsere Vorstellung Zukunft der Arbeit weicht mehr und mehr ab von der Vorstellung des Executive Teams.
Wir wollen ein paar unserer Gedanken zum Thema Return to Office teilen, so dass ihr besser verstehen könnt warum wir nicht an den Hybrid Working Pilot glauben. Ihr habt das Modell charakterisiert als die Kombination aus der Notwendigkeit der persönlichen Interaktion und dem Wert flexibler Arbeit. Aber tatsächlich wird flexible Arbeit nicht wertgeschätzt und das Modell wird getrieben von Furcht: Furcht vor den Arbeitsmodellen der Zukunft, Furcht vor der Autonomie der Mitarbeiter:innen, Furcht davor die Kontrolle zu verlieren. Lasst es uns erklären.
Erstens: Das glückliche Aufeinandertreffen
In eurer ersten Email mit dem Titel Returning to our Offices, spracht ihr von den glücklichen Zufällen die nur passieren, wenn man zufällig Kolleg:innen trifft die am gleichen Ort arbeiten. Leider arbeiten wir aber nicht alle am gleichen Ort. Wir haben nicht nur ein Büro, wir haben viele. Und oft sind Kolleg:innen nach funktionalen Einheiten getrennt und haben keinen Zutritt zu den Räumlichkeiten anderer Organisationseinheiten. Diese “Silo-Struktur” ist Teil unserer Kultur. Um Beziehungen über funktionale Einheiten hinweg zu etablieren, die wichtig für Apple sind, braucht es nicht Glück sondern Intention. Wir müssen gezielt Kolleg:innen kontaktieren und brauchen dazu auch die Möglichkeit.
Slack hat uns dies den vergangenen zwei Jahren sehr viel leichter gemacht. Dennoch habt ihr uns in unterschiedlichen Slack workspaces organisiert und versucht zu verhindern, das wir miteinander reden. Softwareingenieur:innen reden nicht mit AppleCare Mitarbeiter:innen und Retail Mitarbeiter:innen reden nicht “zufällig” mit Hardware Entwickler:innen. Im letzten Jahr habt ihr sogar verhindert gemeinschaftliche Räume einzurichten, in denen ein zufälliges Aufeinandertreffen möglich gewesen wäre: dezentral und digital. Seien es neue Employee Clubs welche “vorübergehend nicht genehmigungsfähig” sind oder offene Slack Channels, die nun von eine:r Direktor:in unterstützt werden müssen und ausschließlich arbeitsbezogenen Themen gewidmet sein dürfen.
Zweitens: Die direkte persönliche Zusammenarbeit
Zweifelsohne sehen wir die Vorteile von persönlicher Zusammenarbeit: der kreative Prozess der entsteht, wenn man in einem Raum alle Sinne nutzen kann, ohne durch technische Barrieren behindert zu werden. Viele uns brauchen dies aber nicht jede Woche, oft nicht einmal jeden Monat, ganz sicher nicht täglich. Der Hybrid Working Pilot ist eines der am wenigsten geeigneten Mittel alle Kolleg:innen in einen Raum zu bringen wenn es dann und wann notwendig ist.
Für Kreativität und ausgezeichnete Arbeit brauchen die meisten von uns auch Ruhe und Konzentration. Im Büro ist das oft nicht möglich, insbesondere nicht in vielen unserer neueren Büros in denen Großraumbüros vorherrschen. Diese Art Büro macht es schwer sich über längere Zeit zu konzentrieren.
Als wir alle dezentral gearbeitet haben war es sehr einfach mit Kolleg:innen in Kontakt zu treten, die an anderen Orten sind. Zum Beispiel konnte ein:e Mitarbeiter:in in den USA morgens mit eine:r Kolleg:in in England sprechen und später am Nachmittag mit eine:r Kolleg:in in Japan reden. Wir sahen eine Art von internationaler Zusammenarbeit, die es vorher in dieser Form nicht gab. Insbesondere Kolleg:innen die weit entfernt der Hauptstandorte stationiert sind konnten gleichberechtigt zu Besprechungen beitragen und fühlten sich nicht mehr als Teilnehmer:in zweiter Klasse.
Drittens: Die Flexibilität
Drei feste Tage im Büro und zwei Heimarbeitstage unterbrochen von einem Bürotag stellt so gut wie keine Flexibilität dar. Noch weniger für die Gruppen die vier oder fünf Tage im Büro sein müssen. Oder schaut auf die Kolleg:innen in Retail. Auch dort gibt es Stellen deren Arbeit komplett dezentral erledigt erledigt werden kann. Aber sie werden mit den Stellen in einen Topf geworfen, die eine Anwesenheit im Ladenlokal erfordern. Unsere Freund:innen in AppleCare haben Teams die zu 100% von zuhause aus arbeiten und andere, die 100% ihrer Zeit im Büro verbringen. Beide Teams haben die gleichen Aufgaben, aber kein:e Mitarbeiter:in hat die Flexibilität sich zu entscheiden von zuhause aus oder im Büro zu arbeiten in Abhängigkeit seiner:ihrer persönlichen Umstände.
Wir fordern nicht, dass jede:r von zuhause aus arbeiten muss. Wir fordern, dass wir gemeinsam mit unseren Teams und Manager:innen entscheiden können, welches Arbeitsmodell für uns und unsere Arbeit am besten funktioniert, ob im Büro, zu Hause oder in welcher Mischform auch immer. Hört auf uns wie Schulkinder zu behandeln denen gesagt wird wann sie wo zu sein haben und welche Hausaufgaben zu machen sind.
Und hört auf zu behaupten, dass individuelle Ausnahmen möglich sind. Tatsächlich gibt es einige Abteilungen in denen keine einzige Ausnahme während des letzten Jahres genehmigt wurde, obwohl es in der Zeit vor der Pandemie solche Genehmigung durchaus gab. Der Hybrid Working Pilot ist keine Steigerung der Flexibilität. Er ist eine (Ent-)Täuschung und für viele unserer Teams ein Rückschritt.
Viertens: Das Pendeln
Wir können nicht glauben, dass wir das explizit sagen müssen, aber das Pendeln zum Büro ohne ausreichenden Grund ist eine vollkommene Verschwendung von Zeit, sowie von mentaler und physischer Energie. Viele von uns verbringen mehrere Stunden pro Tag damit zur Arbeit zu kommen. Nur um dann in einer Umgebung zu sein, in der man seine Arbeit schlechter erledigen kann oder um dann doch nur in einer Videokonferenz zu sitzen, um mit jemandem zu sprechen, der/die auf der anderen Seite der Stadt, des Landes oder des Planeten sitzt.
Während der letzten beiden Jahre haben viele von uns entdeckt wie viel mehr Zeit wir plötzlich hatten. Der Unterschied ist bemerkenswert: Jemand der/die 8 Stunden für Apple zu hause arbeitet, aber 2 Stunden Pendelzeit benötigt, wird nur 6 Stunden produktiv sein ohne mehr von seiner/ihrer Freizeit zu opfern.
Wir schätzen dass die durchschnittliche Pendelzeit circa 20% der Arbeitszeit ausmacht. Ist es das wert dafür dass alle Mitarbeiter:innen zur selben Zeit im Büro sind? Und falls es so ist, wie wäre es wenn ihr uns für die zusätzliche Zeit bezahlt?
Fünftens: Die Diversität
Apple wird immer Menschen finden, die für Apple arbeiten wollen. Aber unsere aktuelle Regelung, dass alle neuen Mitarbeiter:innen zu dem Büro ziehen müssen in dem zufällig ihre Teams sitzt und dann auch noch drei feste Tage die Woche anwesend sein müssen, wird zu einer veränderten Zusammensetzung des Mitarbeiterstamms führen. Apple wird jünger, weißer, männlicher, neuro-normativer, ohne körperliche Einschränkungen; zusammengefasst entscheiden dann Privilegien wer für Apple arbeiten kann und nicht wer am besten passen würde.
Privilegien wie “du wohnst am rechten Platz, so dass du nicht umziehen musst” oder “du bist jung genug ein neues Leben in einer neuen Stadt oder einem neuen Land zu beginnen” oder “du hast eine:n Ehepartner:in, der:die nicht arbeitet und mit dir umziehen wird”. Und Privilegien wie das richtige Geschlecht zu besitzen, so dass die Gesellschaft nicht von dir erwartet dich um das soziale Leben (Kinder, Senioren) zu kümmern und du den ganzen Tag im Büro verschwinden kannst ohne deinen Anteil an unbezahlter sozialer Arbeit zu leisten. Oder du bist reich genug, andere für diese Arbeit zu bezahlen.
Anstatt das Problem mit Geld anzugehen und Anwerbeboni zu erhöhen, um die Mitarbeiter zu ersetzen, die wegen eurer Inflexibilität gegangen sind, sollten wir eine Arbeitsumgebung schaffen in der alle, die für Apple arbeiten wollen auch in die Lage dazu versetzt werden.
Sechstens: Der wichtigste Grund
Das glückliche Aufeinandertreffen ist ein schwacher Grund für die Anwesenheitspflicht im Büro. Die persönliche Zusammenarbeit kann anders besser erreicht werden. Die aktuelle Regelung ist sehr unflexibel, verschwendet viel Zeit und Energie und hat einen negativen Einfluss auf die Diversität. Aber es gibt einen noch wichtigeren Grund für uns gegen den Hybrid Working Pilot zu opponieren und die Rückkehr zur Büroarbeit abzulehnen: Es ist schlecht für Apple, für uns und unsere Produkte und damit in letzter Instanz auch für unsere Kund:innen.
Wir erzählen unseren Kund:innen wie gut unsere Produkte dezentrale Arbeit unterstützen, aber wir können sie für unsere eigene Arbeit nicht nutzen? Wie können wir von unseren Kund:innen erwarten, dass sie uns ernst nehmen? Wie können wir Produkte für dezentrale Arbeit entwickeln und welche Probleme wir lösen sollte, wenn wir sie selbst nicht einsetzen?
Wie können wir erwarten die besten Leute anzuwerben, wenn wir jeden ablehnen, der ein wenig Flexibilität benötigt? Wie können von ihnen erwarten ihre bislang beste Arbeit zu machen, ihnen aber gleichzeitig nicht vertrauen zu wissen wie sie dies tun?
Fazit:
Bürogebundene Arbeit ist ein Technologie aus dem vergangenen Jahrhundert, aus einer Zeit in der es keine allgegenwärtige Videotelefonie übers Internet und keine globale Chat Applikationen gab. Die Zukunft wird uns mit Menschen vernetzen die relevante Beiträge haben egal wo sie sind.
In der ursprünglichen Returning to our Offices Email hat Tim gesagt: “Wir haben sichergestellt, dass Apple ungeachtet der Umstände die Erwartungen der Kund:innen erfüllt.” Das stimmt. Wir haben die Erwartungen erfüllt und tun es noch. Wir waren unglaublich flexibel und belastbar und fanden neue Wege unsere Arbeit zu erledigen obwohl wir oft nicht in der Lage waren ins Büro zu kommen.
Jetzt bitten wir Euch, das Executive Team, etwas Flexibilität zu zeigen und das strikte Regelwerk des Hybrid Working Pilot aufzugeben. Hört auf kontrollieren zu wollen wie oft ihr uns im Büro seht. Vertraut uns, wir wissen wie jeder unserer kleinen Beiträgen Apple helfen erfolgreich zu sein und was dazu notwendig ist. Unsere direkten Vorgesetzten vertrauen uns und würden uns in den meisten Fällen flexibler arbeiten lassen. Und warum sollten sie nicht? Wir haben es die vergangen beiden Jahre sehr erfolgreich getan. Warum vertraut ihr uns nicht?
Oder wie Steve sagte:” Es macht keinen Sinn kluge Menschen einzustellen und ihnen dann zu sagen was sie tun sollen. Wir stellen kluge Menschen ein, damit sie uns sagen was wir tun sollen.” Hier sind wir, die klugen Menschen die ihr eingestellt habt und wir sagen euch was ihr tun sollt: Bitte stellt euch nicht in unseren Weg. Es gibt keine einheitliche Lösung für alle. Lasst uns entscheiden wie wir am besten arbeiten können und lasst uns die beste Arbeit unseres Lebens leisten.
3184
Signatures
1445 from current and former Apple employees
Please sign below, we'll update the survey count manually from time to time based on the responses we get.We would like to ask you to show your support for location-flexible work and speak out against inflexible workplace policies by filling out the following survey.
Thank you for your support! If you work at Apple, we'd like to invite you to our Discord server below. Discord is very similar to Slack, but our server is not controlled by Apple so we can speak more openly and came together to share our frustrations anonymously, and plan organizing more formally around shared concerns like Remote Work Advocacy. If are a current Apple worker and you do not feel comfortable joining our Discord servers, yet, consider joining the #remote-work-advocacy Slack channel (not accessible to all workspaces).
Gather Around Issues
Current Apple; no managers or HR. You'll need to be more formally verified, but we'll be discreet with your identity.